close menu

80 Jahre (1939 – 2019)

Im Jahre 1932 gab es eine Bewegung welche sich AFP (Association des Paralysés de France) nannte. Sie war eine treibende Kraft bei der Gründung der ASPr. Der erste Präsident dieser Gruppe, André Trannoy, hat folgende Beweggründe: behinderte aus der Isolation zu reissen, Ihnen neue Perspektive zu zeigen, angepasste Wohnsituationen zu ermöglichen und die Selbsthilfe zu fördern. Diese Beweggründe sind heute noch von Bedeutung für die ASPr-SVG.

Die ASPr hat ihre 80 Kerzen ausgepustet.

 

Samstag, 9. November 2019, goldbraune Blätter wirbeln durch das Stadtberner Quartier Schlosshalde. Die Bäume im Park des Zentrums Paul Klee zeigen sich in Festkleidung. Es ist acht Uhr, das Museum erwacht. Hauptprobe! Ton und Beleuchtung werden getestet, für den Kreativ-Workshop stehen Töpfchen mit Deckfarben bereit, das Tagesprogramm wird auf Holzstaffeln ausgestellt.

Es schlägt 10 Uhr, erste Gäste treffen ein. Zur Einstimmung erklingen schwungvolle Jazz-, Rap- und Pop-Klänge des Chors «Aspargus and Melon Voices»!  

Es herrscht Betrieb zwischen Forum und Foyer des Zentrums Paul Klee, Neuankömmlinge werden begrüsst.

 « Liebe Gäste, liebe ASPr-Mitglieder, liebe Sympamitglieder,

Im Jahre 1932 gab es eine Bewegung welche sich AFP (Association des Paralysés de France) nannte. Sie war eine treibende Kraft bei der Gründung der ASPr. Der erste Präsident dieser Gruppe, André Trannoy, hat folgende Beweggründe:

Behinderte aus der Isolation zu reissen, Ihnen neue Perspektive zu zeigen, angepasste Wohnsituationen zu ermöglichen und die Selbsthilfe zu fördern.

Diese Beweggründe sind heute noch von Bedeutung für die ASPr-SVG. Die ASPr-SVG organisierte schon immer Kurse und Ferienlager. Mit der Einführung der IV wurden und werden auch noch heute die Angebote unterstützt. Besucht die Kurse, sie sind da, um Neues zu lernen… Wenn ihr jemanden kennt, der zur ASPr-SVG passen würde, sprecht ihn an und erzählt von den Angeboten. Neue Mitglieder sind immer willkommen. Als Co-Präsidenten bedanken wir uns ganz herzlich bei Euch allen, für Eure Solidarität gegenüber der ASPr-SVG und für dieses starke Gemeinschaftsgefühl in unserem Kreis der gegenseitigen Unterstützung – ein Gefühl, welches Ihr ausdrückt, indem Ihr hier seid, um mit uns den 80. Geburtstag der Vereinigung zu feiern.» (Auszüge aus der Rede von Erich Bühler und Sebastinao Carfora, Co-Präsidenten der ASPr-SVG.)

Den ganzen Tag finden Führungen durch die Ausstellung «bauhaus imaginista» statt – denn auch ein bedeutendes Kapitel der Architektur- und Designgeschichte feiert gerade sein 100-Jahr-Jubiläum.

 « Der Unterschied zwischen einer Wüste und einem Garten ist nicht etwa das Wasser … es ist der Mensch »

spricht Nadine Willa, Zentralsekretärin der ASPr-SVG. «Der Garten unserer Vereinigung existiert seit 80 Jahren. Acht Jahrzehnte lang hat sich dieser ganz besondere Ort weiterentwickelt: In der Tat ist er ein Garten der Gemeinschaft und des Mitwirkens. Die verschiedenen Sektionen sowie der SIPS-Ausschuss besitzen ihre Parzelle in diesem Garten. In unserem Gemeinschaftsgarten sind die neun Parzellen abgegrenzt, jedoch nicht eingezäunt.  Jedes Mitglied kann sich frei bewegen. An diesem ungewöhnlichen und einzigartigen Ort bereichert jedes Mitglied seinen Nachbarn, indem er ihm etwas zeigt, ihm etwas vorführt oder ihm an seinem Wissen teilhaben lässt. Auch wenn wir manchmal Unkraut jäten, die Bäume stutzen und Ungeziefer entfernen mussten, so haben wir doch hauptsächlich bewässert, gesät, gepflanzt und Stecklinge herangezogen. Und unsere Arbeit ist bei weitem nicht abgeschlossen. » (Auszüge aus der Rede von Nadine Willa).

Die Pop- und Gospelmelodien des Chors lockern die Vorträge auf. Christian, unser Karikaturist, greift zum Zeichenstift und porträtiert unsere Gäste so rasch wie treffend. Die Anwesenden zeichnen, malen, lassen sich inspirieren von Noémies Workshop. Das wunderbare Abschlusswerk mit Dutzenden von Schmetterlingen, ausgeschnitten aus den entstandenen Werken, ziert den Umschlag dieser Ausgabe. 

Einen etwas politischeren Anstrich erhält der Anlass durch den Vortrag von Prof. Dr. Markus Schefer, der als Mitglied des UNO-Behindertenrechtsausschusses zu Gast ist. Er vertritt die Ansicht, dass die diversen beteiligten Vereinigungen verstärkt zusammenarbeiten sollten, um ihren Forderungen zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen mehr Gewicht zu verleihen. Ihm gemäss führt der Weg zum Erfolg über eine konsequentere Anwendung der bestehenden Bundesgesetze – auch wenn hierfür manchmal juristische Auseinandersetzungen mit unklarem Ausgang riskiert werden müssen. Neue Gesetze zu fordern und anzustossen würde sich hingegen vor allem auf kantonaler Ebene lohnen: Hier seien die Verzögerungen im Hinblick auf eine solide juristische Grundlage für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am deutlichsten.

Auch unabhängig vom Tagesprogramm, egal ob bei Regen oder Schnee, freuen sich die Mitglieder der ASPr-SVG immer über Begegnungen, über gegenseitiges Zulächeln, über gemeinsames Gelächter, über ausgetauschte Neuigkeiten – und zu all dem kam es an diesem Tag. Danke allen, die an diesem Geburtstag mit ihrer Anwesenheit zusätzlich zum Licht und zur Wärme der 80 Kerzen beigetragen haben!